Herausragendes Merkmal des deutschen Jugendstils sind die stilisierten Ornamente aus der Natur, insbesondere aufgelöste stilisierte Pflanzenkörper. Dekorative fließende Linien vermitteln Leichtigkeit und Schwung.
Der Jugendstil hat jedoch eine große Bandbreite an Variationen, die mitunter eine Zuordnung nicht leicht
erscheinen lassen. So haben die meisten europäischen Länder unterschiedliche Versionen des Jugendstils entwickelt, die sich teilweise diametral entgegenstehen.
Den verschlungenen Naturformen des deutschen Jugendstils setzt z.B. der schottische Architekt Charles Rennie Mackintosh eine geometrische Interpretation entgegen, die durch schlichte, schwarz gebeizte, formal strenge Möbel mit sparsamen eleganten Intarsien, Metallornamenten oder Glasmalereien gekennzeichnet ist.
Außerdem unterscheidet man zwischen künstlerischem Jugendstil, der eher asymmetrische Formen aufweist und dem stärker auf Symmetrie aufgebauten industriellen Jugendstil.
Der Jugendstil oder Art nouveau[1] ist eine kunstgeschichtliche Epoche an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Dem Jugendstil zuzuordnende Strömungen sind der Reformstil (nach der Reformbewegung), der Secessionsstil (nach der Wiener Secession), Modernisme (bezogen auf Katalonien), in Russland Modern, tschechisch Secese, slowakisch Secesia, polnisch Secesja, ungarisch Szecesszió. Neben dem im Französischen, Englischen und Italienischen dominierenden Ausdruck Art nouveau wird im Englischen auch Modern Style und im Italienischen Stile Floreale oder Liberty verwendet. Zeitlich gehört der Jugendstil zum Fin de siècle.
Der Ausdruck Jugendstil geht zurück auf die von Georg Hirth Ende 1895 in München gegründete illustrierte Kulturzeitschrift Jugend und ist zu verstehen als eine Gegenbewegung junger Künstler und Kunsthandwerker zum rückwärtsgewandten Historismus, aber auch zur als seelenlos verstandenen Industrialisierung. Der Blick richtet sich auf neue Materialien, wie Beton oder Eisen, und neue Baumethoden. Er ist nur im deutschsprachigen Raum, den Niederlanden, Ungarn, den nordischen Ländern und in Lettland in Gebrauch.
Von Jugendstil war erstmals im Jahr 1897 bei der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung Leipzig 1897 die Rede. Hierfür gestaltete Paul Möbius den außergewöhnlichen Ausstellungspavillon Nietzschmann-Wommer; der Pavillon wurde beschrieben als vom Hergebrachten stark abweichend mit gewagt humoristisch-phantastischen Motiven, die einen gewissen Schwung entwickeln.
Anfangs waren die Ausdrücke Jugendstil und Secessionsstil in den einschlägigen Zeitschriften (Dekorative Kunst, Autoren: Hermann Muthesius, Julius Meier-Graefe) ein kritisches Etikett für die modische Popularisierung der neuen Formen durch die Industrie, die mit ihrer „billigen“ kunstgewerblichen Massenproduktion einzelne Werke von Künstlern wie Henry van de Velde nachahmte.
Quelle: Wikipedia